Leistbares Wohnen braucht Energieeffizienz
Die Gründe für die sinkende Erschwinglichkeit bei Wohnen sind vielfältig und haben nur zu einem geringen Teil mit den Kosten für Umweltmaßnahmen zu tun.
Online seit: 02.06.2016 | Themenbereich: Neubau
Neben baubranchenspezifischen Kostentreibern wie ein teils überfrachteter Normenkatalog und hohen Grundstückskosten gilt es insbesondere gesellschaftspolitische Entwicklungen zu betrachten: Allen voran sorgt das Missverhältnis zwischen generell steigenden Ausgaben für Konsumenten und seit Jahrzehnten sinkenden Realeinkommen für finanzielle Engpässe in den heimischen Haushalten. Besonders deutlich wird dies beim seit vielen Jahren steigenden Bedarf an Fördermitteln für Subjektförderung zu Lasten des tatsächlichen Wohnbaus, der Objektförderung.
Bei Nachhaltigkeit sparen bedeutet falsch zu sparen
Insbesondere in Hinblick auf zu erwartende langfristig steigende Energiepreise und Heizkosten sowie der Realität des Klimawandels sind langfristige Strategien bei der Energieeffizienz für Volkswirtschaft, Haushalte und Ökologie unumgänglich. Unter anderem belegt die Studie „COIN – Cost of Inaction: Assessing the Costs of Climate Change for Austria“ bis 2050 volkswirtschaftliche Schäden, die durch den Klimawandel verursacht werden, in Höhe von bis zu 8,8 Milliarden Euro jährlich. Auch wenn es vielleicht einfach wäre, auf Nachhaltigkeit im Bauwesen zu verzichten, ist das zu kurz gedacht und hätte weitreichende Folgen. Bei Nachhaltigkeit sparen bedeutet falsch zu sparen.
Studien: Kosten für nachhaltiges Bauen sinken
Zudem steht es mit den Mehrkosten für nachhaltiges Bauen nicht ganz so, wie oft verbreitet wird: Die Ergebnisse der Studie „Nachhaltigkeitsmonitoring ausgewählter Passivhaus-Wohnhausanlagen in Wien“ der Universität für Bodenkultur Wien kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Kosten für nachhaltiges Bauen sinken aufgrund technischer Entwicklungen, besonders im mehrgeschossigen Wohnbau.
Die aktuelle deutsche Studie „Preisentwicklung Gebäudeenergieeffizienz“ hat dazu am Beispiel des Neubaus einer Doppelhaushälfte dargestellt, wie sich tatsächliche Kosten von 1990 bis heute im Lichte zunehmender gesetzlicher Anforderungen an die Energieeffizienz entwickelt haben – preisbereinigt über den Baukostenindex. Das Ergebnis: Zahlreiche Bauteile wie Porenbetonwand, Fenster, Dach oder Heizungspumpen kosten heute weit weniger bzw. erhält man eine weit bessere Qualität zum selben Preis.
Die Autoren: „Angesichts der Ergebnisse dieser Initialstudie scheint die These von der ,steigenden Energieeffizienz als natürlicher Feind des kostengünstigen Bauens‘ nicht haltbar zu sein.“ Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie des Energieinstituts Vorarlberg. Die Studie „Analyse des kostenoptimalen Anforderungsniveaus für Wohnungsneubauten in Vorarlberg“ (2013) hat verschiedene Gebäudetypen in Hinblick auf Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit über 30 Jahre errechnet und verglichen. Sie zeigt deutlich, dass die Mehrkosten für optimal ökologische und energieeffiziente Gebäude bei Betrachtung über mehrere Jahrzehnte egalisiert werden bzw. äußerst gering sind.
Pauschale Aussagen zur Wirtschaftlichkeit sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da die Bedingungen – Höhe der Investition, Bauweise bzw. Bausubstanz, Heizungsart etc – nicht direkt miteinander vergleichbar und künftige Energiepreise schwer zu erraten sind. Abseits des ökologischen Faktors sind aber auch Aspekte wie Wertsteigerung der Immobilie und deutlich gesteigertes Wohlbefinden von klarem Vorteil. Eine Berechnung, welche Einsparung durch Sanierung möglich ist, hat das Forschungsinstitut für Wärmeschutz FIW in München angestellt.
Als Beispiel diente ein Einfamilienhaus aus der Gebäudealtersklasse 1968 bis 1979 (inkl. Schwankungsbereich).
Ein klares Bild sprechen schon die Vergleichszahlen für den Heizwärmebedarf:
• Durchschnittlicher Altbestand: 150 bis 250 kWh/m².a
• Neubau 1999: 75 bis 90 kWh/m².a
• Zeitgemäßer Neubau: etwa 50 bis 65 kWh/m².a
• Niedrigenergiehaus: zwischen 20 und 50 kWh/m².a
• Passivhaus: unter 15 kWh/m².a
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Redaktion Bauwohnwelt