Traum oder Alptraum: Das eigene Haus

Wer träumt nicht davon, sein Traumhaus nach den eigenen Vorstellungen zu bauen und als stolzer Bauherr über die Baustelle zu spazieren? Am besten mit den eigenen vier Händen, auch wenn man bislang mit Mörtel und Bauvorschriften nichts am Hut hatte.


Online seit: 14.09.2017 | Themenbereich: Neubau
Traum oder Alptraum: Das eigene Haus

Mit der rosaroten Brille ist es leicht, ins Schwärmen zu geraten und angesichts der Kosten für ein Fertighaus scheint die Marke Eigenbau noch reizvoller. Gesetzt den Fall, Mann setzt seine Drohung um und baut selbst: Spätestens vor Vollendung des Rohbaus kommen erste Panikattacken zum Vorschein, von den finanziellen Belastungen ganz zu schweigen.

Der Entschluss, ein Eigenheim besitzen zu wollen, ist rasch getroffen. Natürlich ist die gesamte Familie von dieser Idee begeistert und kann es kaum erwarten einzuziehen: Das perfekte Haus, Familie, Gartenidylle, Grillfeste, Hund und Kegel. Die Fantasie schlägt Purzelbäume angesichts der Bilderflut im Kopfkino. Bevor es jedoch soweit ist, gibt es eine schier endlose Liste von Bauvorschriften, finanziellen Aspekten und Überlegungen, die geprüft werden müssen, bevor ein einziger Ziegel auf dem Baugrundstück landet.


Überzeugende Gründe, selbst zu bauen

• Handwerkliche Ausbildung
• Erfahrung im Umgang mit Baumaterial
• Vorkenntnisse bzw. Begabung für handwerkliche Arbeiten
• Organisationstalent
• Disziplin
• Verhandlungsgeschick
• Zeit für die Beaufsichtigung vor Ort


Wer zwei linke Hände hat und bislang keinerlei Erfahrung beim Heimwerken gesammelt hat, wird mit dem Hausbau in Eigenregie überfordert sein. Handwerker erkennen rasch, ob sie es mit völligen Laien zu tun haben. Das fängt bei finanziellen Nachteilen an und endet bei mündlichen Absprachen auf der Baustelle, die nicht eingehalten werden. Nichts ist kräftezehrender als ein Baustopp, der aufgrund von Unwissenheit oder mangelnder Kommunikation wertvolle Zeit und vor allem noch mehr Geld kostet. Das Traumhaus nach eigenen Plänen und Vorstellungen zu bauen, bedarf einer rigorosen und sehr umfangreichen Planung. Dafür ist eine fachmännische Begleitung unverzichtbar.

Wer gut organisieren kann und gewisse Führungsqualitäten besitzt, wird mit den Arbeitern, dem Polier und Dienstleistern gut zurechtkommen. Eine Baustelle ist kein Basar, aber Verhandlungsgeschick und Kommunikationsgabe erleichtern die Preisverhandlungen. Außenputz, Heizung, Elektroinstallationen, Fenster und Estrich sind nur ein paar der Arbeitsschritte, die step by step finanziert werden müssen.

Eine knallharte Kalkulation beider Varianten – Eigenbau oder Fertighaus – führt schonungslos vor, wo Potential zum Sparen möglich ist. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass das selbständige Arbeiten auf der Baustelle oder die Beaufsichtigung der Arbeiter viele Stunden Anwesenheit und ständige Erreichbarkeit bedingt. Von den körperlichen Strapazen und der Vernachlässigung von Familie und Privatleben abgesehen, ist es mehr als eine Überlegung wert, ob man auf diese Art tatsächlich spart.


Mut zur Lücke: Schlau machen, Bauplan von A bis Z kennen

Schlüsselfertig klingt gut, wenn die Grundzüge des Hauses den persönlichen Vorstellungen entsprechen und individuelle Adaptionen nicht zu überteuerten Aufschlägen führen. Bauleiter haben eine Gewährleistungspflicht, die nicht umsonst erfüllt wird. Jeder möchte von einem solchen Bauvorhaben profitieren, während der Bauherr selbst nachts über den Kontoauszügen verzweifelt und sich fragt, warum er nicht den einfachen Weg gewählt hat. Das beginnt bei den Grundstücksgebühren für den Makler, die Gebühren für den Notar und endet bei endlosen Baumarktrechnungen.

Wer sich vorher informiert und im Bekanntenkreis um Erfahrungsaustausch bittet, weiß zumindest in groben Zügen, worauf er sich mit dem Abenteuer Hausbau tatsächlich einlässt. Die Alternative ist ein individuelles Fertigteilhaus. Durch die Besichtigung eines Musterhauses weiß man, wie das fertige Traumhaus aussieht und freut sich über eine transparente Kostenaufstellung. Die Verantwortung tragen großteils andere, sodass ein paar Nächte mit entspanntem Schlaf und deutlich mehr Familienleben überzeugend dafür sprechen, bauen zu lassen.


Checkliste der erforderlichen Handwerksbetriebe

• Zimmermeister
• Gerüstfirma
• Montageteam
• Dachdecker, Spengler
• Fensterbänke
• Türen
• Außenputz
• Elektriker
• Installateur
• Innenausbau
• Estrich


Die Liste der Kosten ist noch länger, liefert aber einen groben Überblick über die wichtigsten Meilensteine eines Bauplans. Planung und Projektmanagement versprechen einen verlockenden Zeitplan, aber viele Faktoren wie zum Beispiel Wetter, Finanzierung, Lieferschwierigkeiten oder unerwartete Verzögerungen orientieren sich nicht an einem Blatt Papier.


Mini-Fahrplan für erfolgreiche Bauherren: Wer spart, der zahlt!

• Kostenlimit für das bezugsfertige Haus setzen
• Finanzierung des Bauprojekts aufstellen
• Bauprojekt unter Berücksichtigung des Kostenlimits ohne Mängel vollenden
• Stressfreier und termingerechter Einzug in das neue Haus


Die Finanzierung sollte auf einem realistischen Fundament stehen. Knapp bemessene Kredite sind gefährlich, da in Folge teure Eigenleistungen erforderlich sind, wenn das Budget wackelt. Unwissenheit schützt vor Abzocke oder der Überschätzung der Eigenmittel nicht! Nach dem Motto „Wer spart, der zahlt!“ werden günstigere Lösungen gesucht, die dann in Mängeln enden, die letztendlich die Kosten ungeplant in die Höhe treiben. Also genau das, was Bauherren in Eigenregie als Argumentation für ihren Traum gebracht haben: Kosten senken, weil selber bauen billiger ist.


Wie groß sollte das Haus sein?

Das geplante Budget für das Fertighaus oder die Variante Eigenbau richtet sich nach der gewünschten Hausgröße. Eine vierköpfige Familie braucht ungefähr 120 bis 140 Quadratmeter Wohnfläche. Der Vorteil einer kleinen Wohnfläche ist der geringere Energiebedarf. Pro Quadratmeter wird mit rund 1.500 Euro gerechnet. Eine platzsparende Bauweise und ein klarer Grundriss sind empfehlenswert.

Verschenkter Raum wie Stiegenhaus oder ein Vorraum sollte gut überlegt sein. Erker, Nischen und Dachflächenfenster sind aus baulicher Sicht reizvoll, erhöhen die Baukalkulation aber ebenso wie Dachterrassen und Balkone. Eine professionelle Beratung, welches Dach oder welche Ziegel bzw. Dachsteine langfristig günstiger sind, ist ratsam. Der Verzicht auf eine Garage oder den Keller spart wertvolles Geld. 50.000 Euro allein für den Keller ist eine beeindruckende Summe. Alternativ reicht eine Gartenlaube oder ein praktischer Carport.


10 Tipps für einen erfolgreichen Hausbau

• Konkrete Vorstellungen vom Eigenheim
• Realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten
• Vertrauenswürdiges Netzwerk und verlässliche Quellen
• Beratungen kosten meistens Geld
• Mangelhafte, unüberlegte Finanzierung
• Kostenersparnis durch Eigenleistung durchrechnen
• Entscheidung für Baupartner sorgfältig abwägen
• Keine Auftragsvergabe an einzelne Firmen
• Projektabwicklung durch Architekten


Wer sorgfältig plant und sich mit dem Unerwarteten im Vorfeld auseinandersetzt, wird am Ende belohnt. Es bringt nichts, Verzögerungen im Bauplan durch Hetze und Druck auszugleichen. Klärende Gespräche und Win-Win-Situationen bringen mehr Erfolg und sparen Nerven, Zeit und Geld.

 

Quelle © ADD, Bildquelle: pixabay.com 

 


© bauwohnwelt.at
Redaktion Bauwohnwelt