Energieeffiziente Gebäude: Wie nachhaltige Sanierung den Energieverbrauch senkt
Gut gedämmte Gebäude, nachhaltige Energiegewinnung, effiziente Wärmenutzung – all das spielt eine wichtige Rolle beim langfristigen Klimaschutz. Sanierungsmaßnahmen sollen auch Bestandsimmobilien fit für die Zukunft machen. Welche Optionen es gibt und wie effizient sie wirklich langfristig sind, zeigt dieser Artikel auf.
Online seit: 03.09.2024 | Themenbereich: Sanierung
Ab wann gilt ein Gebäude als energieeffizient?
Ein Gebäude gilt als energieeffizient, wenn es bestimmte Standards für den Energieverbrauch erfüllt, die je nach Land und Region unterschiedlich definiert sind. Diese Standards basieren auf der Energiemenge, die ein Gebäude für Heizung, Kühlung, Lüftung und Warmwasserbereitung benötigt. Der Energiebedarf wird meist in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) angegeben und in einem sogenannten Energieausweis dokumentiert. Er ist in vielen Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz verpflichtend.
Energieausweis und OIB-Richtlinien in Österreich
In Österreich ist der Energieausweis Pflicht, und die Anforderungen an die Energieeffizienz sind in den OIB-Richtlinien (Österreichisches Institut für Bautechnik) festgelegt. Diese Richtlinien legen fest, dass ein energieeffizientes Gebäude einen niedrigen Heizwärmebedarf (HWB) und einen hohen Gesamtenergieeffizienzfaktor (fGEE) aufweisen muss. Der HWB beschreibt die benötigte Energie für die Beheizung eines Gebäudes, während der fGEE den Gesamtenergieverbrauch in Relation zur Größe und Nutzung des Gebäudes bewertet. Für Neubauten darf der HWB beispielsweise nicht höher als 50 kWh/m²a sein.
Deutschland: Die Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG)
Wer im Nachbarland bauen oder eine Immobilie sanieren möchte, sollte sich auch mit den Standards vor Ort vertraut machen. Die Energieeffizienz von Gebäuden in Deutschland wird durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) definiert. Diese Anforderungen beziehen sich auf den Wärmeschutz, die Energiegewinnung und die Nutzung erneuerbarer Energien. Neubauten müssen häufig den Standard eines „Niedrigstenergiegebäudes“ erreichen, was einen minimalen Energiebedarf und den Einsatz erneuerbarer Energien bedeutet. Der Primärenergiebedarf für neue Wohngebäude darf dabei höchstens 75 kWh pro Quadratmeter und Jahr betragen.
Energieverbrauch und kantonale Regelungen in der Schweiz
Auch für Sanierungsvorhaben in der Schweiz gelten konkrete gesetzliche Vorgaben. Die Schweiz regelt die Energieeffizienz von Gebäuden hauptsächlich durch kantonale Vorschriften. Diese sind Teil der Energiestrategie 2050, die den Energieverbrauch von Gebäuden drastisch senken soll. Ein Gebäude gilt als energieeffizient, wenn es die festgelegten Grenzwerte nicht überschreitet, wobei der Energiebedarf für Neubauten oft maximal 50 kWh/m²a beträgt, was auf eine hervorragende Wärmedämmung und effiziente Haustechnik hinweist.
Kosten für Sanierungsmaßnahmen: Dieses Budget brauchen Immobilienbesitzer
Bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen ist es wichtig, die möglichen Kosten genau zu kalkulieren, um finanzielle Überraschungen zu vermeiden. Die Ausgaben für die Sanierung können je nach Maßnahme erheblich variieren, und Immobilienbesitzer sollten ihre Budgets entsprechend anpassen.
Eine Dachsanierung, die auch die Wärmedämmung umfasst, ist eine der kostenintensivsten Maßnahmen, eröffnet aber auch erhebliche Einsparpotenziale. Die Kosten für eine solche Sanierung liegen bei bis zu 180 Euro pro Quadratmeter. Diese Investition führt zu einer Energieeinsparung von bis zu 30 % und macht sich langfristig durch geringere Heizkosten bezahlt. Über einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren rechnet sich diese Maßnahme, da die Energiekosten deutlich gesenkt werden können.
Fenstererneuerung
Der Austausch alter Fenster gegen moderne, gut gedämmte Fenster kann die Energieeffizienz eines Hauses erheblich verbessern. Hierfür sollten etwa 500 bis 2.000 Euro pro Fenster eingeplant werden, inklusive der Montage. Diese Investition führt zu einer Energieeinsparung von 5 bis 10 %. Auf lange Sicht, etwa 20 bis 30 Jahre, kann dies spürbare Kosteneinsparungen bedingen, besonders in Regionen mit kalten Wintern, wo die Heizkosten hoch sind.
Fassadendämmung
Die Dämmung der Fassade ist eine weitere effektive Maßnahme zur Senkung des Energieverbrauchs. Mit Kosten von 100 bis 400 Euro pro Quadratmeter (je nach gewähltem Dämmmaterial) gehört diese Sanierung zu den teureren Projekten. Die Fassadendämmung kann jedoch eine Energieeinsparung von etwa 24 % bewirken und über einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren können Immobilienbesitzer durch diese Maßnahme erhebliche Energiekosten einsparen, während gleichzeitig der Wohnkomfort steigt.
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Solaranlagen helfen langfristig bei der Stromeinsparung und können als Einnahmequelle dienen.
Heizungserneuerung
Vorhandene Heizungsanlagen zu modernisieren, gehört zu den effizientesten Schritten, um den Energieverbrauch eines Hauses erheblich zu senken. Rund 10.000 Euro müssen für eine neue Heizung inklusive Montage veranschlagt werden, doch diese Investition kann den Energieverbrauch um 20 bis 30 % reduzieren. Vor allem bei älteren Heizsystemen zahlt sich eine solche Erneuerung schnell aus, da moderne Heizungen nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch die laufenden Betriebskosten deutlich verringern.
Die österreichische Regierung unterstützt die Sanierung von Heizungsanlagen mit einer beeindruckenden Kostenübernahme von bis zu 75 %. Ab dem 1. Januar 2024 treten neue, deutlich erhöhte Förderhöhen in Kraft, die Sanierungsmaßnahmen so attraktiv wie nie zuvor machen. Insgesamt steht ein Fördertopf von 1.250 Millionen Euro bereit, um den Umstieg von alten Öl- und Gasheizungen auf moderne, klimafreundliche Alternativen zu fördern.
Hausbesitzer können damit durchschnittlich 75 % der Kosten für den Heizungstausch einsparen. Haushalte im unteren Einkommensdrittel profitieren sogar von einer 100-prozentigen Kostenübernahme. Damit können alle Schichten der Bevölkerung den Wechsel zu einer umweltfreundlicheren Heiztechnik vollziehen, ohne durch die hohen Investitionskosten belastet zu werden.
Je nach gewähltem Heizsystem variiert die Förderhöhe. Beispielsweise werden beim Anschluss an die Nah- oder Fernwärme bis zu 15.000 Euro gefördert. Für eine Pellet- oder Hackgutheizung sind es 18.000 Euro, während eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit 16.000 Euro unterstützt wird. Besonders teure Technologien wie eine Sole-Wasser-Wärmepumpe erhalten sogar bis zu 23.000 Euro Förderung.
Solaranlage zur Energiegewinnung
Eine Solaranlage kann den Energieverbrauch eines Hauses nicht nur senken, sondern auch die Abhängigkeit von externen Energieversorgern deutlich reduzieren. Die Installation einer Solaranlage kostet etwa 12.000 Euro und ermöglicht eine Energieeinsparung von rund 15 %. Diese Investition amortisiert sich in der Regel nach zehn bis 15 Jahren. Doch die tatsächlichen Einsparungen hängen stark von der Größe und Leistung der installierten Solarpaneele ab. Zwei Beispiele verdeutlichen diesen Unterschied und zeigen, wie wichtig es ist, die Anzahl der Paneele und deren Leistung bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen.
Angenommen, ein Hausbesitzer entscheidet sich für eine kleine Solaranlage mit einer Fläche von 20 Quadratmetern und einer Leistung von 3 kWp (Kilowatt Peak). Diese Anlage kann jährlich etwa 3.000 kWh Strom erzeugen, was zu einer Einsparung von rund 450 Euro pro Jahr führen könnte, wenn der Strompreis bei etwa 15 Cent pro kWh liegt. Bei Investitionskosten von 12.000 Euro würde sich die Anlage nach etwa 26 Jahren amortisieren, vorausgesetzt, die Energiepreise bleiben konstant und es gibt keine zusätzlichen Einnahmen durch Einspeisung.
Die größere Anlage mit einer Fläche von 40 Quadratmetern und einer Leistung von 6 kWp kann jährlich bis zu 6.000 kWh Strom erzeugen, was zu Einsparungen von etwa 900 Euro führt, wenn der Strompreis bei rund 15 Cent pro kWh liegt. Die Investitionskosten für diese Anlage betragen etwa 20.000 Euro. Aufgrund der höheren jährlichen Einsparungen amortisiert sich diese Investition bereits nach etwa 22 Jahren.
Sanierung von Bad und Küche
Auch die Sanierung von Innenräumen wie Bad und Küche sollte in die Budgetplanung einbezogen werden. Ein neues Bad kostet ab 12.000 Euro und hält in der Regel zehn bis 15 Jahre, bevor es erneut modernisiert werden muss. Eine Einbauküche kann ebenfalls mit Kosten von etwa 8.500 Euro zu Buche schlagen und hält üblicherweise ebenfalls zehn bis 15 Jahre. Diese Investitionen tragen nicht nur zur Modernisierung des Hauses bei, sondern steigern auch den Wohnkomfort und den Wert der Immobilie.
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Auch der Tausch der Heizungsanlage und die Fassadendämmung tragen zu höherer Energieeffizienz bei.
So senkt eine Sanierung den Energieverbrauch wirklich
Die Abhängigkeit von Strom- und Gaspreisen bringt viele Bürger in Bedrängnis. In den vergangenen Monaten wurde deutlich, wie volatil der Markt ist und dass der Wechsel zwischen teuer und günstig schnell vonstattengehen kann. Wer sich möglichst unabhängig mit der eigenen Stromerzeugung macht und dazu Energie einspart, legt langfristig eine deutlich bessere Planung für die eigene Haushaltskasse zugrunde.
Die Erneuerung einer alten Heizungsanlage durch eine moderne Wärmepumpe, beispielsweise eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, kostet etwa 16.000 Euro. Diese Investition kann den Energieverbrauch um bis zu 30 % senken. Angenommen, ein Haushalt gibt jährlich 2.000 Euro für Heizkosten aus, würde eine 30-prozentige Einsparung 600 Euro pro Jahr sparen. Damit amortisiert sich die Investition in die neue Heizung nach etwa 26 bis 27 Jahren. Wird jedoch die staatliche Förderung von bis zu 75 % der Kosten in Anspruch genommen, reduziert sich die Amortisationszeit deutlich auf rund sieben Jahre.
Energieeinsparung und Rentabilität dank Solaranlagen
Der Einbau einer Solaranlage zur Unterstützung der Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung kostet durchschnittlich etwa 12.000 Euro. Diese Investition kann den Energieverbrauch für Warmwasser und Heizung um bis zu 15 % reduzieren. Bei einem jährlichen Energiebedarf von 2.000 Euro würden 300 Euro pro Jahr eingespart; ohne Förderung würde sich die Investition nach 40 Jahren amortisieren. Mit einer Förderung von 75 % der Kosten verkürzt sich die Amortisationszeit jedoch auf etwa zehn Jahre, was die Rentabilität der Solaranlage erheblich steigert.
Tipp: Geld verdienen mit eigenem Solarstrom
Zusätzlich zur Einsparung durch den geringeren Energieverbrauch kann die Einspeisung überschüssigen, selbst erzeugten Stroms ins öffentliche Netz die Rentabilität weiter steigern. Diese Möglichkeit eröffnet zusätzliche Einnahmequellen und verbessert die Gesamtrendite der Solaranlage. Anlagen können je nach Größe und Standort mehr Strom erzeugen, als im eigenen Haushalt verbraucht wird.
Angenommen, eine Solaranlage produziert jährlich 4.000 kWh Strom, von denen 2.000 kWh im Haushalt genutzt werden. Die restlichen 2.000 kWh könnten ins Netz eingespeist werden. Bei einer aktuellen Einspeisevergütung von etwa acht Cent pro kWh (dieser Wert variiert je nach Land und Vertragsbedingungen), könnten durch die Einspeisung zusätzliche Einnahmen von etwa 160 Euro pro Jahr erzielt werden. Diese zusätzlichen Einnahmen verkürzen die Amortisationszeit der Anlage weiter, sodass sich die Investition in die Solaranlage möglicherweise schon nach etwa acht bis neun Jahren vollständig amortisiert.
Fassadendämmung für langfristige Effekte
Eine Fassadendämmung kostet rund 18.000 Euro und kann den Energieverbrauch um bis zu 24 % senken. Bei einem jährlichen Energieverbrauch von 2.000 Euro lassen sich durch die Dämmung allerdings etwa 480 Euro pro Jahr sparen. Die Amortisationszeit für diese Investition liegt ohne Förderung bei etwa 37 Jahren. Durch die Inanspruchnahme der staatlichen Förderung kann diese Zeit auf rund neun bis zehn Jahre verkürzt werden, was die Dämmung zu einer wirtschaftlich sinnvollen Maßnahme macht.
Kombination von Maßnahmen für maximale Einsparungen
Durch die Kombination mehrerer Sanierungsmaßnahmen lässt sich der Energieverbrauch eines Gebäudes drastisch senken. Beispielsweise können eine neue Heizung, eine Solaranlage und eine Fassadendämmung den Gesamtenergieverbrauch um bis zu 50 % reduzieren. Bei einem jährlichen Energiebedarf von 2.000 Euro bedeutet das Einsparungen von 1.000 Euro pro Jahr. Werden alle Maßnahmen zusammen durchgeführt und staatliche Förderungen in Anspruch genommen, kann die Amortisationszeit auf etwa zehn bis 15 Jahre gesenkt werden, während der Wert des Gebäudes und der Wohnkomfort erheblich steigen.
Redaktion Bauwohnwelt