Schadstoffgutachten: Sinnvolle Investition vor dem Einkauf oder übertriebene Vorsicht?

Ein Schadstoffgutachten in Auftrag zu geben, ist der sicherste Weg, um beim Neubezug eines alten Hauses auch gesundheitlich auf Nummer sicher zu gehen. Wer mit dem Gedanken spielt, ein älteres Haus zu kaufen oder Baugrund auf einem alten Gewerbegrundstück zu erwerben, dem ist dringend zu einem Schadstoffgutachten zu raten. Wie das funktioniert und was im Verborgenen schlummern könnte, verrät dieser Beitrag.


Online seit: 04.12.2017 | Themenbereich: Sanierung
Schadstoffgutachten: Sinnvolle Investition vor dem Einkauf oder übertriebene Vorsicht?

Wer sich für den Kauf eines älteren Hauses entscheidet, der sollte ein Schadstoffgutachten in Auftrag geben. Wer um die Schadstoffbelastung im Haus weiß, kann im Zuge einer Renovierung die Schadstoffe direkt entsorgen.


An diesen Stellen können Schadstoffe lauern

Wer einen Blick auf diese Grafik und die erläuternde Tabelle wirft, dem wird schnell klar: Schadstoffe können in einem Haus an allen Ecken und Enden lauern. Der Schornstein auf dem Dach kann aus Asbestzement sein. Auch hinter der Fassadenplatten-Verkleidung können Schadstoffe lauern. Auf dem Dach selbst sind gerade beim Bau älterer Gebäude häufig Asbestzement-Wellplatten, Holzschutzmittel und Mineralwolldämmungen zum Einsatz gekommen. Formaldehyd in Spanplatten, Holzschutzmittel und Mineralwolldämmungen wurden auch zum Ausbau des Dachgeschosses verwendet.

Teer- und Bitumenbahnen auf dem Balkon, Formaldehyd an den Außenwänden, Cushion-Vinyl, Holzschmutzmittel, PAK-Parkettkleber und andere Schadstoffe im Fußboden sind gerade bei älteren Häusern keine Seltenheit. Und die Liste der Schadstoffmeldungen reicht sogar bis in den Boden. Asbest-Abdichtungen und Bitumenbahnen sowie schädliche Anstriche sind im Kellergeschoss zu finden. Entsprechende Fachliteratur zu den Giften im Wohnraum gibt es hier.

Während ein altes Haus vom Dachboden bis zum Keller mit giftigem Material erbaut werden konnte, ist auch ein Neubau nicht zwingend die sichere Variante, denn: Hier zählt die Vorgeschichte des Untergrundes. Entsteht eben dort Bauland, wo einst noch ein Betrieb agierte, kann auch ein Schadstoffgutachten für den Bodenbereich eine sinnvolle Investition sein. Nicht selten werden dort Schwermetalle, Mineralölkohlenwasserstoffe oder gar Steinkohleteer nachgewiesen.


Diese Faktoren sind bei einem Schadstoffgutachten entscheidend


Wer ein Schadstoffgutachten in Betracht zieht, sollte diese Faktoren bedenken:

  • Das Gutachten muss vor dem Haus- oder Grundstückskauf erfolgen. Kommt ein Eigentümer beispielsweise durch eine Erbschaft an ein altes Haus, ist es empfehlenswert vor etwaigen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen das Gutachten zu beauftragen. So können die Schadstoffe beseitigt werden, bevor Geld in die Renovierung gesteckt wird oder ggf. auch bevor das Haus für teures Geld erworben wird.

  • Ein professionell durchgeführtes Schadstoffgutachten ist empfehlenswert. Natürlich liegt die Entscheidung darüber, ob ein Gutachter einen professionellen Check durchführt oder ob etwa Proben in Eigenregie entnommen werden, allein beim Käufer selbst. Allerdings ist das Zertifikat eines professionellen Schadstoffgutachtens auch eine wertigere Investition als die Eigeninitiative. Der größte Unterschied liegt in den Kosten: Einen Profi zu engagieren, ist deutlich teurer als die Proben selbst zu entnehmen.


Warum ist die Beseitigung von Schadstoffen im Wohnumfeld eine sinnvolle Investition?

Warum die Beseitigung von Schadstoffen so wichtig ist, erklärt sich mit Blick auf die Gesundheitsgefährdung durch Schadstoffe im Wohnumfeld quasi von selbst. Asbest kann eine Krebserkrankung auslösen. Besonders Brust, Rippen, Lunge und Kehlkopf sind dann häufig betroffen. Auch Eierstockkrebs kann auf den Schadstoff Asbest zurückgeführt werden. Blei ist ein Schwermetall, das häufig in Farben, aber auch in festverbauten Hausinstallationen vorkommt. Die unmittelbaren Folgen einer zu hohen Bleikonzentration im Wohnumfeld sind Appetitlosigkeit, Müdigkeit und ein blasses Gesicht. Koliken und Erbrechen deuten hingegen bereits auf eine akute Bleivergiftung hin. Neben den unmittelbar sichtbaren Folgen können auch Spätfolgen auftreten wie etwa eine verminderte geistige Entwicklung oder eine Krebserkrankung.


Auch Parkettkleber unter alten Dielen kann ein Gesundheitsrisiko darstellen.


Mit Blick auf den Schadstoff Formaldehyd gibt das Bundesinstitut für Risikobewertung diese Einschätzung ab: „Der krebsauslösenden Wirkung von Formaldehyd liegen nämlich zwei biologische Mechanismen zugrunde: die zellschädigende Wirkung, auf die der Körper mit einer Zellwucherung reagiert, und die Veränderung der Erbinformation.“


Auch die anderen Schadstoffe wie etwa

  • künstliche Mineralfasern, die häufig in Mineralwolle vorkommen,
  • Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe, die sich in Fugenmasse, Estrichen und Parkettkleber verstecken,
  • sowie Polychlorierte Biphenyle in Fugenmassen und
  • Pentachlorphenol in Holzschutzmittel


gefährden die Gesundheit der Bewohner. Umso wichtiger ist es auch, rasch zu reagieren, um die schleichenden Krankmacher schnell aus dem Haus zu vertreiben. Ziel muss eine Innenraumgestaltung sein, die schadstoffarm ist. Neben Vergiftungen und Krebserkrankungen kommt es mitunter häufig auch zu chronischen Erkrankungen, die die Lebensqualität schmälern.


Häufig lauern auch in Fugen und Farben Giftstoffe, die beim Aushärten verdunsten.


Hauterkrankungen, Schlafstörungen, Asthma und Heuschnupfen sind hier häufig vorkommende Folgen. Abgegeben werden die Schadstoffe häufig von feuchten Bauprodukten wie etwa von Farben, Klebern und Dichtmassen. Der Aushärtungsprozess setzt eben diese Schadstoffe frei. Einige Emissionen, die sich in Ausdünstungen befinden, nehmen mit der Zeit ab. Andere verbleiben im Wohnraum und schlagen sich regelmäßig auf die Gesundheit der Bewohner nieder.

Um diesen schleichenden Prozess aufzuhalten, ist ein Schadstoffgutachten der erste Schritt. Wer weiß, welche Schadstoffe aus dem Wohnraum beseitigt werden sollen, tut sich auch in diesem zweiten Arbeitsschritt deutlich einfacher.


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Redaktion Bauwohnwelt