Wartung statt Reparatur: Warum es sich zuhause immer lohnt, viel Stress und Ärger gegen etwas Arbeit einzutauschen

Wer fertig gebaut und eingerichtet hat, möchte danach meistens seine Ruhe haben. Just das kann sich jedoch mittel- bis langfristig zum Bumerang entwickeln. Denn wer zwischenzeitlich gar nichts rund ums Haus tut, bekommt es mit guten Chancen doppelt und dreifach heimgezahlt.


Online seit: 10.12.2024 | Themenbereich: Ratgebertipps
Wartung statt Reparatur: Warum es sich zuhause immer lohnt, viel Stress und Ärger gegen etwas Arbeit einzutauschen

Es ist ein Fall, der Jahr für Jahr die österreichischen Schlichtungsstellen unzählige Male beschäftigt: Zwei Nachbarn streiten sich, weil die Äste des einen aufs Grundstück des anderen herüberwachsen und dort zudem eine erhebliche Abschattung hervorrufen. Warum es überhaupt so weit kommen konnte, hat meistens einen Grund. Der eine Nachbar hat seinen Büschen und Bäumen schlichtweg zu viel Zeit gelassen. Was sich mit wenigen Schnitten mittels Einhand-Astschere alle paar Monate hätte regulieren lassen, konnte daher unkontrolliert wuchern, bis buchstäblich „die Grenze überschritten war“.

In dem Fall wird die Arbeit je nach Gewächs erheblich umfangreicher; lässt sich vielleicht nicht einmal mehr in Eigenregie beherrschen. Etwa weil es sich um einen hohen Baum handelt, der nun vom Profi gekappt werden muss. Wer dieses Beispiel versteht, der versteht wahrscheinlich ebenso, warum es in vielen Fällen kontraproduktiv ist, zuhause die Hände in den Schoß zu legen – ja, selbst bei brandneuen Häusern.

Häuser, ihr Umfeld und ihre Technik: Die Mär von der Wartungsfreiheit

Mancher mag das zurückliegende Beispiel mit dem Grenzen überwindenden Bewuchs gelesen haben und nun denken „Logisch, das sind ja Pflanzen, aber ansonsten wächst doch nichts am und ums Haus herum“.

Schon das ist eine Denkweise, die zumindest eine bedenklich falsche Tendenz aufweist. Wahr ist daran nur, dass in der Tat nur lebende Materie Probleme durch Wachstum verursacht. Damit endet es aber auch schon. Egal, auf welches Bauteil oder welche Technik wir schauen, immer wirkt hier mindestens einer der folgenden Punkte:

  1. Alterung aufgrund des reinen Zeitfaktors ohne weitere Wirkmechanismen. Bekannt beispielsweise von Kunststoffen, die mit der Zeit ihre Weichmacher verlieren und dadurch hart und spröde werden.
  2. Alterung aufgrund von Be- und Abnutzung. Sieht man unter anderem an älteren Treppenstufen, die in der Mitte eine deutliche Vertiefung aufweisen.
  3. Alterung aufgrund von Umweltprozessen: Die Kräfte der Sonne (u.a. deren UV-Strahlung), Regen, Wind, dazu diversen menschgemachten Belastungen wie etwa aggressive Luftschadstoffe können extrem schädigend wirken.
  4. Alterung durch chemische Prozesse. Denken wir etwa an den Bewehrungsstahl in Betonbauteilen. Durch den Sauerstoffkontakt rostet er, dehnt sich aus und kann sogar den Beton aufsprengen.

Zu diesen vier Punkten kommt dann noch Mutter Natur mit ihrer Wachstumskraft hinzu. Eine Kraft, die, genügend Zeit vorausgesetzt, tatsächlich alles überwinden kann. Davon können beispielsweise Rohrleitungsbauer ein Lied singen. Denn Baumwurzeln schaffen es mit der Zeit, selbst in dickwandige Beton-Abwasserrohre einzudringen.

Das Schlimme daran ist: All diese Alterungsprozesse beginnen nicht erst mit dem Einzug, sondern teilweise bereits mit der Fabrikation. Die Farbe etwa, mit der die brandneue Hausfassade gestrichen wurde, begann bereits zu altern, als sie aus ihren Grundbestandteilen angemischt wurde.

Daher ist es völlig egal, ob es Holzbauteile im Außenbereich sind, die Bestandteile der Hauselektrik oder die gesamte Einrichtung zwischen Couch und Wäschetrockner. Nur sehr wenig im Haus ist wartungsfrei genug, um sich über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte keinerlei Gedanken machen zu müssen.

Die häufige Kostenfrage: Sprühöl versus Schraubenschlüssel

In den USA gibt es unter Landwirten ein Sprichwort. Sinngemäß übersetzt lautet es „Eine Dose Sprühöl ist günstiger als ein Schraubenschlüssel“. Der Grundgedanke dahinter: Von Zeit zu Zeit einige Tropfen Schmierstoff zu applizieren, ist die billigere Lösung im Vergleich zu einem aus Nichtstun resultierenden Schaden, der eine Reparatur nötig macht. Oder, noch eindeutiger:

Regelmäßige Wartung ist praktisch immer günstiger,
weniger anstrengend und vorhersagbarer als die Reparatur
eines aus Wartungsmangel resultierenden Schadens.

Denken wir an den Wäschetrockner: Dreht sich seine Trommel plötzlich nicht mehr, dann kommen dafür sieben potenzielle Ursachen infrage. Mindestens drei davon ließen sich durch regelmäßige Wartung, ja sogar bloßes Nachschauen vermeiden. Namentlich der ausgeleierte Antriebsriemen und seine Spannrolle sowie das durch eine Socke blockierte Lüfterrad.

Diese Dinge hätten sich durch einen regelmäßigen Blick hinter Deckel und Seitenwände des Trockners unterbinden lassen. Zumindest hätte man darauf basierend einen Austausch planen können. Streikt der Trockner dagegen urplötzlich aufgrund dieses Wartungsmangels, dann

  1. ist die Trommel höchstwahrscheinlich mit nasser Wäsche gefüllt – die vielleicht dringend benötigt wird;
  2. muss die Wäsche entnommen und anderweitig aufgehängt bzw. getrocknet werden;
  3. ist die Maschine so lange ganz außer Gefecht, bis die Ersatzteile geliefert und eingebaut wurden.

Hätte man vorher nachgeschaut, wäre vielleicht ebenfalls beispielsweise ein neuer Antriebsriemen nötig gewesen. Man hätte ihn jedoch zu seinen Bedingungen bestellen und einbauen können, bevor der Trockner gänzlich streikt – und so eine Menge Ärger vermieden.

Überall am und im Haus sieht es so aus: Regelmäßige Wartungen mögen zwar ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen, Geld kosten und die Freizeit reduzieren. Aber das ist nichts im Vergleich zum Stress und Ärger, der bei einem Schaden auf jeden Fall droht – dazu den häufig höheren Kosten, dem Mehr an Zeit für die Reparatur sowie womöglich gar Folgeschäden.

Und, das sei betont, „Wartung“ am Haus ist oftmals nicht mehr, als seine Augen zu bemühen oder ähnliche niedrigschwellige Handlungen zu vollziehen.

Manchmal reicht ein Blick: Die wichtigsten Wartungs- und Pflegetipps für Hausbesitzer

Wer zweimal in der sommerlichen Wachstumssaison zur Einhand-Astschere greift und nur wenige Minuten an seinem Bewuchs werkelt, muss sich, abgesehen vielleicht vom Wurzelwerk, niemals Sorgen darüber machen, seine Sträucher und Bäume könnten „außer Kontrolle geraten“. Sofern es sich um Nuss- und Fruchtgewächse handelt, würde er dadurch höchstwahrscheinlich sogar für bessere Ernten sorgen.

Diese Philosophie von „hier ein bisschen, da ein paar Minuten“ ist es, was ein Haus und alles darin und um es herum über viele Jahrzehnte in Schuss hält. Folgendes ist dabei erwiesenermaßen sehr effektiv:

  • Einmal monatlich in jeden Abfluss ein großer Topf voll kochendem Wasser hineinschütten. Das löst fettige und seifige Ablagerungen und spült insbesondere seltener benutzte Abflüsse und deren Rohr-Abschnitte ordentlich durch.
  • Einmal jährlich sollten alle hölzernen Elemente, die der Witterung ausgesetzt sind, einen frischen Anstrich erhalten.
  • Die Siebe bzw. Filter sowie die Gummidichtungen von Waschmaschine, Wäschetrockner und Geschirrspüler ebenfalls einmal monatlich kontrollieren und ggf. auswaschen oder abwischen. Bei Waschmaschine und Geschirrspüler hilft es zudem, sie bei der Gelegenheit leer im Reinigungsprogramm oder mit einem speziellen Reiniger laufen zu lassen. Beim Trockner kann halbjährlich die Seitenverkleidung abgenommen und ein Blick ins Innere geworfen werden. Befinden sich darin größere Menge Flusen oder verschwundene Wäschestücke, gehören sie entfernt.
  • Im Herbst, bevor der erste Frost kommt, sollten alle Türschlösser und die dazugehörigen Verriegelungsmechanismen erst abgewischt und dann mit einem wasserverdrängenden Sprühöl dünn benetzt werden. Das schmiert, entfernt abrasiv wirkende Schmutzpartikel und verhindert ein Eindringen von Feuchtigkeit sowie mögliche Eisblockaden.
  • Ebenfalls im Herbst, wenn die Blätter abgefallen sind, sowie im Frühjahr sollten die Dachrinnen von Schmutz befreit In die Fallrohre hineingespülte Verstopfungen sind erheblich schwieriger zu beseitigen und eine durch eine überlaufende Rinne durchnässte Wand kann kaskadierende Effekte bis hin zu Schimmel verursachen.
  • Bevor die Heizperiode beginnt, sollten Hausbesitzer alle Fenster und Türen weit öffnen. Dann zuerst die Dichtungen in Flügeln und Rahmen mit etwas Putzwasser gründlich abwischen und sie anschließend mit einem Pflegemittel behandeln, das sorgt für gute Abdichtung. Auch hier dürfen die Verriegelungselemente ähnlich wie an den Türen gereinigt und geschmiert werden.
  • Zu Beginn oder Ende der Heizperiode sollte sich ein Profi die Heizungsanlage ansehen – egal, wie genau sie arbeitet. Durch Reinigen und Justieren läuft sie so stets im optimalen Bereich mit geringsten Verbräuchen.
  • Einmal jährlich (egal wann) die Abdeckungen/Rahmen aller Lichtschalter und Steckdosen kontrollieren. Zeigen sich hier Risse, Ausbrüche oder sind die Stücke bloß locker, wird es Zeit, zu handeln.
  • Am Ende des Sommers sollte ein genauer Blick auf Fassade und Dacheindeckung geworfen werden. Dabei hilft ein Fernglas ungemein. Ziel ist es, sämtliche Risse und sonstige Mini-Schäden zu finden – und notfalls provisorisch mit Outdoor-tauglichem Silikon zu schließen, bevor Wasser eindringt, gefriert und das Problem erheblich vergrößert.
  • Einmal jährlich sollten die Fugendichtungen in Bad und Küche einem präzisen Blick standhalten. Zeigen sich Verfärbungen oder Lücken, sollten sie alsbald entfernt und erneuert werden.

Wer sich dann noch vornimmt, bei allen Elektrogeräten, die regelmäßig aus- und wieder eingesteckt werden, die Kabel und Stecker vor jeder Nutzung zu kontrollieren, macht bereits mehr, als die Majorität aller Hausbesitzer und Bewohner – und wird sich höchstwahrscheinlich deutlich seltener über ungeplante Schäden und teure Reparaturen ärgern müssen.


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Redaktion Bauwohnwelt